Ortsgeschichte
Überblick über die Geschichte Lorsbachs
Die frühesten Spuren menschlichen Lebens im Lorsbachtal sind Steinwerkzeuge aus der Steinzeit, die auf den umliegenden Hügeln gefunden wurden. Der früheste Nachweis einer dauerhaften Siedlung in der Lorsbacher Gemarkung ist die Wallanlage Alteburg westlich Lorsbachs. Sie ist der Überrest einer eisenzeitlichen Höhensiedlung aus der Zeit zwischen 600 und 450 v. Chr.
Eine Ersterwähnung Lorsbachs liegt möglicherweise in der sogenannten Bardo-Urkunde aus dem Jahr 1043 vor. In der von Erzbischof Bardo von Mainz ausgestellten Schenkungsurkunde werden die Grenzen der Kirche zu Schloßborn beschrieben. Dabei wird unter anderem auch ein Ort Laresbach genannt. Der beschriebene Grenzverlauf kann aus heutiger Sicht unterschiedlich interpretiert werden. Bei einer möglichen Interpretation des Grenzverlaufs ist das damalige Laresbach mit dem heutigen Lorsbach gleichzusetzen.
Zum Ende des 13. Jahrhunderts wird Lorsbach dann eindeutig im sogenannten Eppsteiner Lehensverzeichnis genannt. In dem Lehensverzeichnis sind die von unterschiedlichen Personen und Ortschaften an die Herren von Eppstein zu entrichtenden Abgaben und Dienstleistungen aufgeführt. Auch die Gemeinde Lorsbach und mehrere ihrer Einwohner werden dort namentlich genannt.
Um 1300 wurde erstmals eine Kirche in Lorsbach errichtet. Es handelte sich um eine Kapelle in Holzbauweise mit dem Namen „Ad sanctam Mariam“, die am Standort der heutigen evangelischen Kirche stand. Als sich Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen 1525 zur Reformation bekannte und zum protestantischen Glauben übertrat, wurde auch das in seinem Herrschaftsgebiet liegende Lorsbach protestantisch. Für seine Untertanen war dies verbindlich. Glaubensfreiheit gab es nicht. Erst im 19. Jahrhundert entstand durch Zuzug katholischer Gläubiger eine katholische Gemeinde in Lorsbach.
Die Nutzung der Wasserkraft spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte Lorsbachs. Der älteste Hinweis auf eine Mühle in Lorsbach stammt aus dem Jahr 1310. Die Mühlen dienten nicht nur zum Mahlen von Getreide. In Lorsbach gab es im Laufe der Jahrhunderte Beispielsweisee auch eine Ölmühle, Schleifmühlen und eine Lohmühle. Bis zu sechs Mühlen gleichzeitig wurden in Lorsbach betrieben. Die letzte Mühle stellte Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Betrieb ein.
Bis 1610 war die Einwohnerschaft Lorsbachs auf 56 Haushalte angewachsen, d. h. Lorsbach hatte zwischen 300 und 400 Einwohnern. Seit dem Jahr 1603 gab es in Lorsbach ein Schulhaus und einen Schulmeister, so dass die Schulkinder zum Unterricht nicht mehr nach Eppstein laufen mussten.
1618 begann der Dreißigjährige Krieg. In den ersten Kriegsjahren blieb Lorsbach von dessen Auswirkungen verschont. Doch im weiteren Verlauf des Geschehens erfuhren die Lorsbacher viel Gewalt und Lorsbach wurde zu einem Großteil zerstört. Es überlebten nur wenige Einwohner. Die Zerstörungen wirkten noch lange nach. Die Einwohnerzahl von vor dem Krieg wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder erreicht.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts profitierte Lorsbach von dem mit der Industrialisierung einhergehenden, wirtschaftlichen Aufschwung. Die seit dem Dreißigjährigen Krieg in Lorsbach nur mäßig genutzte Wasserkraft gewann wieder an Bedeutung. An den ehemaligen und neuen Mühlenstandorten wurde die Wasserkraft von einer Großbäckerei, von Baumwollspinnereien und einer ersten Lederfabrik genutzt. Schon bald kamen die ersten Dampfmaschinen zum Einsatz. Dies schaffte Arbeitsplätze und durch zugezogene Arbeiter und deren Familien wuchs die Einwohnerzahl deutlich an.
1866 wurde die durch das Lorsbachtal verlaufende Landstraße befestigt. Es folgte der Bau einer durch Lorsbach verlaufenden Eisenbahnstrecke von Frankfurt nach Limburg. Diese wurde 1877 eröffnet. Insbesondere die Transportmöglichkeiten durch die Eisenbahn förderten die weitere Industrialisierung.
Die verbesserte Infrastruktur ermöglichte aber auch die Entstehung eines nennenswerten Fremdenverkehrs in Lorsbach. Für die Gäste wurden neue Gasthäuser und Pensionen eröffnet. Neben vielen Wochenendausflüglern aus Frankfurt und Umgebung kamen auch immer mehr Übernachtungsgäste nach Lorsbach, um die als "Nassauer Schweiz" bezeichnete Natur im Lorsbachtal zu genießen. Bis in die 1950er Jahre war der Fremdenverkehr für Lorsbach wirtschaftlich bedeutsam.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Lorsbach die ersten Vereine gegründet. Die Gesangvereine „Sängerbund“ und „Frohsinn“, die 1879 bzw. 1880 gegründeten wurden, waren die ersten, heute noch bekannten Lorsbacher Vereine. Es folgte 1885 der heute noch bestehende Turnverein Lorsbach. Die Vereine spielten eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen und kulturellen Leben des Dorfes.
Ab Beginn des 20. Jahrhunderts florierte in Lorsbach die Lederindustrie, deren Fabriken schon bald das Lorsbacher Ortsbild dominierten. Es wurde überwiegend Feinleder für die Offenbacher Lederwarenindustrie hergestellt. Bis zu 300 Menschen fanden in den Fabriken Arbeit. Lorsbachs Einwohnerzahl wuchs schnell auf deutlich über 1000 Einwohner.
Der Aufschwung wurde 1914 mit Beginn des Ersten Weltkriegs unterbrochen. Anfangs noch bejubelt, schwand mit den Meldungen über Gefallene und den wirtschaftlichen Folgen des Krieges sehr bald die Euphorie. In einem Gebäude einer der Lederfabriken wurde mit Unterstützung der Lorsbacher Bevölkerung ein Genesungsheim eingerichtet, in dem sich Soldaten nach überstandener Verletzung oder Krankheit vollständig erholen konnten.
Nach dem Krieg gehörte Lorsbach als Teil des "Mainzer Brückenkopfs" bis 1930 zur französischen Besatzungszone. Dies brachte insbesondere in den ersten Jahren der Besatzungszeit vielfältige Einschränkungen und Belastungen für die Einwohner mit sich.
1933 übernahm, wie im gesamten Reich, auch in Lorsbach die NSDAP die Macht und bestimmte mit der nationalsozialistischen Ideologie das öffentliche Leben. Die demokratischen Strukturen wurden zerschlagen.
Von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs, in den die neuen Machthaber das Deutsche Reich führten, war Lorsbach lange Zeit nur wenig direkt betroffen. Kurz vor Ende des Krieges wurden dann jedoch zehn Menschen bei einem Bombenangriff auf Lorsbach getötet. Der Krieg endete in Lorsbach mit dem Einmarsch amerikanischer Soldaten am 29. März 1945.
Viele in Folge des Zweiten Weltkriegs geflohene oder vertriebene Menschen fanden in Lorsbach eine neue Heimat. Arbeitsplätze fanden sie mit dem „Wirtschaftswunder“ in Frankfurt und dem übrigen Rhein-Main-Gebiet. Lorsbachs Einwohnerzahl stieg auf über 2000. Der Wohnraum war knapp. In den 1950er und 1960er Jahren wurden neue Ortsstraßen gebaut und Wohngebiete erschlossen. Lorsbach wuchs in dieser Zeit schon fast auf seine heutige Größe.
Zur Umsetzung der hessischen Gemeinde- und Gebietsreform, wurde Ende 1970 von der Landesregierung für den Main-Taunus-Kreis eine „Modellplanung zur gebietlichen Neuordnung“ vorgelegt. Daraufhin wurden in Lorsbach die für den Ort möglichen Optionen diskutiert. Nach langen kontroversen Diskussionen kam es in der Lorsbacher Gemeindevertretersammlung im Dezember 1971 zur Entscheidung, eine Eingemeindung nach Hofheim anzustreben. Nach Erfüllung der rechtlichen Voraussetzungen erfolgte diese mit Wirkung vom 1. Juli 1972. Seitdem ist Lorsbach einer von sieben Stadtteilen von Hofheim am Taunus.
In Lorsbach begann in den 1970er Jahren ein Strukturwandel, der sich bis heute fortsetzt. Die Lederfabriken schlossen eine nach der anderen, die letzte 1991. Auch der örtliche Einzelhandel ging stark zurück. Es gibt Bemühungen wenigstens eine Grundversorgung im Ort zu erhalten. Lorsbach mit seiner landschaftlich schönen Lage und einer günstigen Verkehrsanbindung in das Rhein-Main-Gebiet wurde zu einem Wohnort für Pendler mit aktuell 2872 Einwohnern (Stand: 30.06.2021).
Die folgenden "Lorsbach-Infos" bieten weitere Informationen zu einzelnen Themen der Lorsbacher Ortsgeschichte. Als weitere Informationsquellen stehen Ihnen auch unsere Veröffentlichungen zur Verfügung. Sie können uns aber auch einfach fragen.